Klimaschutz & Denkmalschutz? Im Gespräch mit Sebastian Macho vom Kloster Eberbach
Im Jahr 1136 erbaut, ist das Zisterzienserkloster Eberbach in Eltville im Rheingau (Hessen) heute ein Kulturdenkmal europäischen Ranges, Museum, Hotel, Drehort für Film und Fernsehen sowie Veranstaltungsstätte. Für die nachhaltige Sicherung und Nutzung des geschichtsträchtigen Klosters setzt sich die gemeinnützige „Stiftung Kloster Eberbach“ ein. Sebastian Macho ist dabei als Facility-Manager unter anderem dafür verantwortlich, die Energieeffizienz der Einrichtung zu verbessern. Im Gespräch mit vilisto erklärt er, wie die Erhaltung der mittelalterlichen Baukunst mit moderner Technologie für mehr Klimaschutz kombiniert werden kann.
vilisto: Beschreiben Sie zu Beginn doch bitte einmal kurz, was Ihre Aufgabe als Facility-Manager im Kloster Eberbach beinhaltet.
Macho: Wir beschäftigen uns mit allen Instandhaltungs-, Sanierungs-, Erweiterungs- und Umbaumaßnahmen hier im Kloster Eberbach. Ein Teil davon ist beispielweise die Beantwortung der Frage: Wie können wir uns hinsichtlich eines energieeffizienten Umgangs aufstellen? Zur Einordnung: Wir bezahlen einen mittleren sechsstelligen Betrag im Jahr für Strom und Gas – Tendenz steigend aufgrund der preislichen Entwicklungen. Als gemeinnützige Stiftung wollen wir diese Kosten natürlich minimieren. Und so sind wir auf die Idee gekommen, ein Energiemanagement nach ISO-50.001 zu implementieren. Das ist in der Regel für große Industrien und produzierende Unternehmen vorgeschrieben – wir müssen es also nicht machen, aber wir wollen es machen. Denn wir haben gesagt: Wenn wir uns um das Thema Energiemanagement kümmern, dann richtig.
Wie haben Sie dann angefangen, Ihr Energiemanagement zu verbessern?
Wir wollen effizienter werden in unseren Gebäuden. Also haben wir damit gestartet, unsere Zähler auszubauen und uns eine ordentliche Grundlage zu schaffen. Das ist ja das Allerwichtigste. So haben wir es geschafft, dass wir über unsere Unterzähler für Strom und Gas etwa 95 Prozent unseres Hauptzählers nachvollziehen können. Damit sind wir in der Lage, Grundlasten, Spitzenlasten etc. einzelner Gebäude und sogar einzelner Gewerke wie der Heizungsanlage oder Lüftungsanlage auszulesen. Diese Datenbasis bauen wir Stück für Stück mit den jeweiligen Sanierungen weiter aus. Und so ist das erstmal der absolute Grundstein, um daraus alle weiteren Maßnahmen ableiten zu können. Denn dadurch wissen wir: Was sind unsere Hauptverbraucher? Wo lohnt es sich wirklich, direkt den Hebel anzusetzen?
Welche Möglichkeiten, den Energieverbrauch zu optimieren, stehen Ihnen dann zur Verfügung? Schließen sich Effizienzmaßnahmen und Denkmalschutz nicht manchmal aus?
Nein, das ist für mich nicht „entweder oder“. Es gibt viele gute Lösungen, die miteinander einhergehen. Denkmalschutz macht es nicht unmöglich, Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen.
Es ist natürlich klar, dass wir kein Wärmedämmverbundsystem an die Fassade kleben werden. Das würde mit dem Denkmalschutz überhaupt nicht funktionieren. Trotzdem gibt es Möglichkeiten, auch in der Baukonstruktion effizienter zu werden. Es gibt zum Beispiel das klassische Thema Kastenfenster. Wenn man außen ein Fenster hat, das historisch und wertvoll ist, dann wollen wir das natürlich erhalten und nicht gegen ein Kunststofffenster austauschen. Sondern: Wir erhalten das historische Fenster und setzen im Innenraum ein neues Fenster davor. Somit haben wir das Alte und Neues und sind energetisch besser aufgestellt. Unsere Aufgabe ist auch, zu gucken, dass Fenster und Türen dicht schließen. Wir sind die letzten, die hier eine 400 Jahre alte Tür wegwerfen wollen. Aber trotzdem sind wir nicht bereit, x-tausend von Euro für Strom und Gas auszugeben. Und da gibt es Mittel und Wege. Die kann man finden, aber das sind nicht immer die offensichtlichsten.
Wie kann so eine nicht-offensichtliche Möglichkeit aussehen?
Heizungstechnik, Lüftungstechnik, Kältetechnik: Wir haben hier ja alles verbaut. Diese Technik muss 100 Prozent passen. Bei einer Heizungsanlage ist es erst einmal egal, ob sie in einem Bürogebäude steht oder in einem 900 Jahre alten Kloster. Sie funktioniert erstmal gleich. Und deswegen ist es für uns wichtig, dass wir von der technischen Seite schon mal effizient sind. Da ist vilisto ein Baustein, unsere Gebäudeleittechnik, unsere Präsenzmelder im Bereich Beleuchtung, Umstellung auf LED und vieles mehr.
Um beispielsweise vom Gasverbrauch herunterzukommen, war uns klar, dass wir uns hier effizienter aufstellen müssen und da sind wir auf vilisto gestoßen. Wir haben dann die Thermostate in einem ersten Gebäude installiert und das hat gut funktioniert. Entsprechende Ergebnisse konnten wir tatsächlich am Zähler ablesen. Da gab es die Wahrheit am Zähler. Daraufhin haben wir dieses Jahr auch unser größtes Gebäude, den Konversenbau, mit den Thermostaten ausgerüstet und erhoffen uns da jetzt weitere Einsparungen und sind uns sicher, dass es dort auch funktioniert.
Und das funktionierte problemlos trotz Denkmalschutzes?
Da heißt das Zauberwort Reversibilität. Die Thermostate lassen sich ohne bauliche Veränderungen installieren und entsprechend auch wieder abbauen. Und weil der Heizkörper an sich nicht historisch ist, ist das völlig unkritisch. Das ist ein kurzes Gespräch mit der Denkmalpflege, dann ist das Thema in zwei Minuten abgehakt. Anders sieht das bei Maßnahmen wie Kastenfenstern oder Baukonstruktionen generell aus. Das sind sicherlich Themen, bei denen man sich enger abstimmt.
Welche anderen Arten von Energiemaßnahmen sind für Sie noch von Interesse?
Da arbeiten wir mit der RPTU, der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern, um uns Gedanken zu machen. Wie kommen wir beispielweise weg von unserem Gas? Das ist kein Thema für heute oder morgen, sondern für übermorgen und danach. Kann das Thema Wärmepumpe etwas sein? Oder Brennstoffzellen? Welche Möglichkeiten gibt es, um die Gebäude hier mit Wärme zu versorgen? Wie kommen wir weiter runter von unseren Vorlauftemperaturen? Und auch das Thema Photovoltaik: Da haben wir noch keinen konkreten Plan in der Schublade. Aber es gibt natürlich Bereiche, die wir nicht verändern können und wollen – wie zum Beispiel das Dach der Basilika. Aber es gibt ja vielleicht noch andere Flächen, über die man mal nachdenken kann.
Welche Entscheidungswege und -kriterien sind Ihrer Meinung nach bei der Implementierung solch moderner Technik wichtig?
Das organisatorische Gerüst ist: Wir bilden energetische Ausgangsbasen. Damit man selbst erstmal die Übersicht hat und dann über gezielte Maßnahmen sprechen kann. Wir brauchen natürlich kein Kastenfester, wenn es gar nicht erforderlich ist, weil der Raum dahinter zum Beispiel gar nicht beheizt wird.
Wenn man dann aber Maßnahmen hat, wo man sagt, die würden uns jetzt wirklich energetisch weiterbringen, dann setzt man sich mit der Denkmalpflege zusammen und erklärt, was man sich überlegt hat. Man bespricht ganz einfach: Was ist eure Meinung dazu? Passt das für euch? Was sind Punkte, die gegebenenfalls noch geklärt werden müssen? Im Prinzip geht es erstmal darum, sich zusammenzusetzen und zusammen zu überlegen: Was ist jetzt das Beste? Das ist ja auch etwas, was uns immer wieder eint: Die Denkmalpflege will das Beste für Kloster Eberbach und wir auch. Die Grundrichtung, aus der wir kommen, ist also identisch. Wir wollen beide, dass die Substanz, die wir haben, noch lange erhalten bleibt. Das ist ein gemeinsames Arbeiten an Lösungen.
Am Ende des Tages entscheidet aber auch viel das Portemonnaie. Wenn sich eben Strom- und Gaspreise so entwickeln, wie sie sich entwickeln. Natürlich denkt man einfacher über die vilisto-Thermostate nach, wenn jetzt die Kilowattstunde Gas plötzlich neun Cent kostet und nicht mehr vier. Da spielen dann vor allem auch monetäre Aspekte eine Rolle.
Zudem sind wir eine Versammlungsstätte. Das heißt: Wenn unsere Gäste hierherkommen, hochrangige und hochqualitative Veranstaltungen durchführen, dann können wir denen kein Testfeld bieten. Dann müssen wir sagen: Das, was wir verbauen, funktioniert auch.
Absolut. Was sind denn maßgebliche Erfolgsfaktoren für solche Effizienzmaßnahmen?
Das Wichtigste: Energiemanagement ist keine One-Man-Show. Das geht nur im Team.
Da gibt es Energieeffizienzmaßnahmen, die unsere Gebäudetechniker umsetzen, die wiederum mit den Elektrofirmen sprechen und fragen: Wie kriegen wir jetzt hier Präsenzmelder eingebaut? Wie kriegen wir hier LED-Beleuchtung eingebaut? Darüber hinaus sind unsere Mitarbeitenden sensibilisiert, dass sie zum Beispiel das Licht ausschalten, wenn sie als letzte das Büro verlassen. All das sind Sachen, die unbedingt erforderlich sind und vor allen Dingen natürlich auch, dass es, und da bin ich sehr dankbar für, wirklich auch vom Vorstand mitgelebt und mitgetragen wird. Da herrschen eine sehr offene Haltung und ein ehrliches Interesse. Und ich glaube, dass das von oben gelebt wird, ist schon das A und O. Das macht es schon einfacher.
Ja und dann ist es am Ende des Tages, wenn wir die Maßnahme durchgeführt haben, der Zähler, der uns die Wahrheit zeigt und sagt: Ihr habt bei gleicher Nutzung einen geringeren Energieverbrauch oder bei höherer Nutzung einen gleichbleibenden Energieverbrauch. Und dann wissen wir: Diese Maßnahme hat gegriffen, das hat funktioniert. Wir erstellen ja auch im Rahmen der ISO-50.001-Zertifizierung jedes Jahr eine Treibhausgas-Bilanz für uns. Und natürlich ist es super positiv zu sehen, wie sich die entwickelt.
Wir haben dieses Jahr, und das hat mich auch ein stückweit stolz gemacht, muss ich sagen, zu dem Thema Energie, Energiemanagement eine Pressekonferenz einberufen. Und da hatten wir eine komplette Seite in der FAZ – gemeinsam mit der LEA, das ist die Landes-Energie-Agentur Hessen. Das hat tatsächlich ein mediales Echo ausgelöst. Da hat man dann schon gemerkt: Okay, da haben wir einen Nerv getroffen. Und dementsprechend ist das natürlich auch ein Punkt zu sagen: Tu Gutes und rede darüber.
Vielen Dank für das Gespräch.
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Fotos: Stiftung Kloster Eberbach/Sven Moschitz